Mittwoch, 24. Juni 2015

Drafi Deutscher ist tot

Drafi Deutscher ist tot! Vor kurzem ging es ihm noch gut. Er sneakte im Wochenrhythmus lässig über die Bühnen des Landes. 


Bald aber verschlechterte sich die Situation. Die gute Laune war ihm schnell vergangen, und er lag nur noch rum. 


Zunächst bettete man ihn bequemer, in ein maßgeschneidertes Holzbett. Doch das nützte wenig.


Drafi war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er sah aus, wie ein schwebender Kopf inmitten eines weißen Lakens. Welchen Sinn machte das noch? Ein schöner Anblick war es jedenfalls nicht.


Bald erkannte man dann auch, dass Drafi tot war. Wirklich tot.


TOT



Da war nichts mehr zu machen. Man musste sich damit abfinden.

Montag, 15. Juni 2015

Attila der Hunne


Attila der Hunne! Mit stolzgeschwellter Brust lässt er den Blick über seine Ländereien schweifen, und nimmt mit Befriedigung ihre beeindruckende Größe und Pracht zur Kenntnis.

Doch steckt ein schmerzlicher Stachel in seinem königlichen Herzen. Er ist nicht mehr der Alte, seit ihm in der letzten Schlacht die Haut abgezogen wurde. Die Leibärzte haben sie darauf hin durch eine fahle Silikonschicht ersetzt. Sie verhindert zwar Infektionen, bietet in ästhetischer Hinsicht aber nur einen dürftigen Abglanz seines einstigen Erscheinungsbildes.



Exzentrische Züge trug er immer schon gerne zur Schau, nie aber drohten diese Marotten seinen Ruf ernsthaft zu gefährden, war er doch sonst doch ein wahrer Adonis, von den Frauen begehrt, und den Männern gefürchtet.

Seit dem traurigen Vorfall aber, geht es rapide Berg ab mit dem einst so vornehmen Herrscher. Vom Alkohol aufgedunsen, sprengt auch die Geschmacklosigkeit seiner Kleiderwahl - insbesondere im Hinblick auf Kopfbedeckung und Haarmode - inzwischen jegliches Maß.


Kein Krug zu groß, kein Fass zu tief. Der König ist außer Rand und Band, und wird von seinen Untertanen mit zunehmendem Befremden beäugt.



Den letzten Nagel im Sarg seiner Karriere dürfte diese Geschichte abgeben: Von einer Gemahlin höflich um Mäßigung gebeten, rastet Attila völlig aus und ergeht sich in einem rasenden Exzess der Gewalt.




Quo vadis, Hunnenreich?



Freitag, 16. Januar 2015

Die Spiegel-Affäre, aus interplanetarer Perspektive

Hohoho, da hat aber einer was zu lachen!

Zu recht! muss man an dieser Stelle leidenschaftlich ausrufen. Das ist mal ein Mann, der einen Grund dafür hat, in fröhliches Gelächter der Erleichterung auszubrechen! Schließlich handelt es sich um den stellvertretenden Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Spiegel, der gerade die von ihm ausgelöste Spiegel-Affäre überstanden hat, und sich jetzt, bei einem feierlichen Empfang, von Bundesratsdirektor Dr. Pfitzer, die versöhnlich ausgestreckte Hand des Staates reichen lässt. Prosit. Man darf gratulieren!





Gleichzeitig darf man den Blick nicht von den gespenstischen Aspekten dieser Fotografie wenden, die, wie ein warnender Fingerzeig, den spezifisch-historischen Zusammenhang transzendieren. 

Verleiht nicht schon Ahlers' Schatten der Szene einen doppelten Boden? Und was hat es mit dem deutlich sichtbaren Gemälde im Hintergrund aufsich? Zu sehen ist ein kleines Dorf in der Toskana. Das freut das Auge. Doch was ist das für ein dunkler Schemen, der da über den Landrücken flitzt? 

Bedingt abwehrbereit, so der Titel des Artikels, der im Zuge des genannten Eklats zum Stein des Anstoßes wurde. Darin ging es um einen befürchteten Angriff der Sowjetunion auf die Freie Welt. Bedingt abwehrbereit, das ist leider auch eine treffende Bezeichnung für den Planeten Erde, im Hinblick auf eine drohende Invasion aus dem All.

Wie klein wirken da plötzlich alle menschlichen Konflikte, seien sie innen- oder außenpolitischer Natur!

Donnerstag, 15. Januar 2015

Tote werden aufgeweckt!

Bei diesen Worten stockt erst einmal der Atem, und es läuft einem ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Welche unaussprechlichen Geheimnisse werden sie uns von der anderen Seite mitgebracht haben?

Doch wartet hier, wie auch anderswo im Leben, nur Enttäuschung und Entzauberung auf den wissbegierigen Freund der Geheimen Lehren.

Nachdem die Toten sich eher lustlos aus dem Grab erhoben haben (sie sehen inzwischen scheiße aus, und wissen das auch)
















liest ihnen unser neugieriger Freund erstmal aus seinem Katalog von Fragen vor, die ihm doch so sehr auf der Zunge brennen.


Doch weit davon entfernt, sich mit inhaltlichen Fragen auseinandersetzen zu wollen, verschieben die Toten das Interview unter fadenscheinigen Vorwänden "auf nacher", und lassen sich lediglich zu ein paar gemeinsamen Fotos überreden.


Anschließend verlangen sie, dass ein "cooles" Gruppenbild von ihnen gemacht wird













nur um sich dann dem Überflüssigsten hinzugeben, wie sie es (davon muss man ausgehen), schon zu Lebzeiten getan haben.

Sie huren


und fangen Schlägereien mit der lokalen Lockführergewerkschaft an.



Das sind sie also, unsere vielgerühmten "Toten". Wenn das so ist, dann können sie getrost auch tot bleiben! 

Das wird sich am Ende des Tages auch unser fleißiger Leser der Verbotenen Schriften gedacht haben...

Ein imposanter Mann


Was haben wir hier? Man darf behaupten: ein hochinteressantes Zeitzeugnis. Da schreiten vergnügt nebeneinander die Treppe hoch: Konrad Adenauer (Bundeskanzler a. D.) und Max Horkheimer (kritischer Theoretiker im Fassnachtsgewand). 

Das ist für sich genommen schon eine bemerkenswerte Konstellation. Das Kritisierte (Adenauer) und der Kritisierer (Horkheimer), aus offenbar heiterem Anlass, ganz selbstverständlich nebeneinanderher Treppauf spazierend. 

Aber da ist, vom Gefolge abgesehen, noch eine dritte Person prominent ins Bild gesetzt. Um einen ausladenden Oberkörper herum, spannt sich ein geradezu unfassbar weites Jackett. Unten kommen, als zwei flatternde Röhren, die eine leicht angewinkelt, zwei Beinchen heraus.

Eine kurze Recherche ergibt: es handelt sich um Walter Kolb, den ehemaligen Bürgermeister der Stadt Frankfurt am Main. Ein Mann von hehrer Gesinnung und imposanter Physis.

Weitere Zeugnisse zeigen ihn - von einem aufdringlichen Bewunderer belästigt - beim Bad


bei der Demonstration neuester technischer Errungenschaften (diese Eruptionen!)


 sowie jovial in die Kamera lächelnd.


Man beachte auch, wie liebevoll sich die Schöpfer dieser Gedenktafel bemühten, Walter Kolbs körperliche Fülle möglichst suggestiv wiederzugeben.


















 

(Die bizarre Figurenkonstellation im unteren Teil der Tafel wollen wir an dieser Stelle diskret übergehen.)